Ausstellungen

Das Meer in mir

Staatspreis manu faktum 2015; Köln

Die 36 Schalen aus Porzellan-Paperclay, die u.a. durch Prägedruck, Texte und maritime Motive auf den Betrachter wirken, stoßen bei diesem eigene Bilder und Stimmungen an. Durch den Einbezug fernöstlicher Motive schaffen sie dabei auch eine Atmosphäre des Geheimnisvollen.

Die Form der Welle trägt dabei das ganze Kunstwerk. Es bestimmt die Form der Porzellanschalen selbst, die in einem anspruchsvollen Verfahren hergestellt wurden. Es schlägt sich nieder in der wellenförmigen Anordnung der Porzellanschalen im Raum. Und nicht zuletzt scheinen die Porzellanschalen auf den Metallständern wie Blätter auf dem Wasser zu schwimmen – man wartet auf den Windstoß, der das Wasser kräuselt und die Porzellanschalen wie Blätter auf dem Wasser tanzen lässt.

Traum einer Leuchtturmwärterin

Jahresausstellung Solinger Künstler:innen, Solingen

Im Traum einer Leuchtturmwärterin bekommen die Fundstücke aus dem Meer Gesellschaft – Moonflowers (Mondblumen). Sie verbinden sich mit den Fundstücken zu einer Fantasiepflanze und erinnern auch an die besondere Beziehung zwischen Mond und Meer. Moonflowers sind Ideen, in der Nacht unter dem Mond geboren, die am Tag Gestalt annehmen.

Eine weiße Moonflower aus Porzellan verziert eine schwarze Raku-Dose. Die Dose ist mit einem traditionellen japanischen Wellen-Motiv versehen. Im Inneren der Dose zeigt sich das typische Krakeleemuster einer Raku-Glasur.

Der Traum der Leuchtturmwärterin mit Blick nach Osten (wo die Sonne aufgeht) wird in einer Dose verwirklicht, gefertigt in der japanischen Brennmethode des Raku. Zwei weitere Moonflowers neben der Dose, in der japanischen Origami-Technik hergestellt, warten noch auf ihre Bestimmung. Dose und Mondblumen befinden sich auf einer traditionellen japanischen Tatami (Bodenmatte).

Betrachtenden soll Raum gegeben werden für Assoziationen, eigene Ideen und Träume. Was könnte aus den Moonflowers entstehen? Was befindet sich in der Dose? Was verbindet die Leuchtturmwärterin mit Japan?

My home is my castle

Jahresausstellung der Solinger Künstler:innen 2021, Solingen

In meiner Serie „My home is my castle“ geht es um die Entdeckung, um den Entwurf und die Begehbarkeit von eigenen Innenräumen. Informationsflut, Ereignisflut und Bedrohung versus Rückzugsräume der Phantasie, Räume und Refugien für Gedanken, Oasen der Stille, Begegnungen mit dem eigenen Suchen und Erleben, Schutzraum (auch vor Ansteckung). Die Dächer fehlen, um Einblick zu gewähren.

„Rapunzel’s dream“

Der schwarze Turm gewährt keinen Einblick. Die Farbe Schwarz verweist auf die Nacht, den Traum. Es gibt jedoch auch eine offene Freifläche, ein offener Raum, der Gedanken, Assoziationen und Fragen aufnimmt und sie im silbernen Mondlicht widerspiegelt. Das einzige Fenster ist unerreichbar weit oben, es fehlt eine Tür, wie es in archaischer Zeit bei Schutztürmen üblich war. Fluchtturm oder Gefängnis? Freiwilliger Rückzug oder Verbannung?

„At the window“

Das Fenster als intentionsgeladener Schwellenort zwischen drinnen und draußen, als Schnittstelle von privatem und öffentlichem Raum, Beobachten und Teilhabe. Das Fenster erlaubt eine Kommunikation zwischen dem Inneren und Äußeren. Das Fenster fokussiert, man kann etwas durch die Öffnung anschauen oder auch analytisch betrachten, indem man es in den Brennpunkt nimmt.

„I am blue / Blue room“

I am blue, von dieser melancholischen Gemütslage hat der Blues seinen Namen. Die Farbe Blau steht für Sehnsucht und Traurigkeit. Blau ist die Farbe des Geistigen und der Klugheit, sie steht auch für Kälte und Ferne sowie dem Grundbedürfnis nach Ruhe und Zufriedenheit, blau beruhigt. Blau ist auch die Farbe der Kunst, der Romantik (u.a. „Die blaue Blume“ von Novalis) und der Lyrik („Mein blaues Klavier“ von Else Lasker-Schüler).

Das Gewöhnliche, Bekannte, Alltägliche soll wieder in seiner Rätselhaftigkeit aufgezeigt werden.

Auf Sand gebaut
#Sandmafia

Jahresausstellung der Solinger Künstler:innen 2020, Solingen

Das Haus steht für Körper und Hülle, es soll Schutz und Sicherheit bieten. Diese Häuser sind nicht das, was sie vorgeben zu sein – ein sicherer Ort. Sie zeigen Spuren des Verfalls, sie sind verletzt wie die Umwelt, aus deren Raubbau sie entstanden sind. Die Natur reagiert im Kleinen wie im Großen und macht auf lange Sicht diese Schutzorte unbewohnbar. 

Die Häuser sind nicht gradlinig oder rechtwinklig, sie spiegeln Bewegung, wie auch der Sand nie an seinem Platz bleibt. Sie scheinen sich dem Untergrund anzupassen. Auch ihre Bewohner reagieren auf Schäden: Risse werden genäht, Armierungen gezogen. Die Menschen haben sich in die oberen Stockwerke zurückgezogen, um sich sicherer zu fühlen und in dem Glauben vorausschauen zu können. Die kleinen Fenster und Schießscharten verweisen auch auf diese Unsicherheit.

#Sandmafia

Kein anderer Rohstoff wird in solchen Mengen abgebaut wie Sand. Und dieser Rohstoff wird knapp. In vielen Ländern haben sich mittlerweile mafiöse Strukturen gebildet, Nichtregierungsorganisationen sprechen von der „Sandmafia“. Die ökologischen Folgen des Sandabbaus sind immens. Es ist der Sand, der die Megastädte der Welt wuchern lässt.

Illegal abgebauter, ungewaschener Sand, wie beispielsweise von den Stränden Marokkos, ist allgemein von schlechter Qualität. Wird er nicht vor der Betonherstellung gewaschen, ist er stark korrosiv. Gebäude mit natriumhaltigem Sand gebaut sind gefährlich und können einstürzen. Sie sind im wahrsten Sinne des Wortes auf Sand gebaut.

Die Nacht der Dornen folgt den spielenden Blättern im Wind

Ausstellung „Im Namen der lippischen Rose“ 2010, Horn-Bad Meinberg

Das Blatt gilt als Symbol der Hoffnung und des Lebens. Viele Pflanzen lassen sich durch ihre Blätter vermehren. Die Keimblätter sind die ersten Anzeichen einer werdenden Pflanze. Durch den Austausch von Kohlendioxid und Sauerstoff ermöglicht das Blatt ein lebensfreundliches Klima. Der Dorn jedoch steht für Mühsal, Hindernisse, Leiden, im Christentum auch für Schmerz und Verspottung. Somit ist sein Charakter negativ besetzt. Aber der Dorn gewährt der Pflanze auch Schutz. Dies nutzen heute noch Nomadenvölker, um sich selbst und ihre Tiere zu schützen. So finden sich Blatt und Dorn nicht nur in Liedern, Mythologie, Märchen, Schamanentum, sondern auch in der Lyrik wieder, z.B.“Im Gewitter der Rosen“ von Ingeborg Bachmann.

Als Keramikerin sind Gefäße immer ein Thema für mich. Angeregt durch ein Rosenblatt mit Fraßspuren entschied ich mich für eine Vase in Blattform mit zwei sich zuneigenden Spitzen, die jeweils die Form eines Rosendornes widerspiegeln. Symmetrisch angeordnet, jedoch die eine Spitze (Dorn) größer als die andere, die eine schwarz und mit Prägespuren versehen, die andere glasiert, der weiße Ton durchscheinend und ohne Prägung. Auch hier sollen die Gegensätze anklingen.

Die Prägungen nehmen das Thema Blatt und Dorn auf der Vorder- und Rückseite des schwarzen Dornes noch einmal auf. Auf der Vorderseite steht das strenge, geometrische Dornenmuster für das Starre und für die Gefahr. Erzielt wurde das Muster durch Wiederholung und Reihung. Die Rückseite weist ein verspieltes, durch Luftmaschen (Häkelarbeit) stilisiertes Blattmuster auf. Ich habe die Blätter unregelmäßig zueinander angeordnet, so dass sie in einem neuen Kontext stehen und spielerisch leicht erscheinen – wie Blätter im Wind. Gesetzt als Gegenpol zum Starren – das Leichte, zur Gefahr – das Spiel.

Bei der Farbigkeit setzte ich auch auf diese Gegensätze, schwarz und unglasiert, sowie weiß und glasiert. Die Glasur weist durch das Brennverfahren (Raku) und dem anschließenden Abräuchern schwarze Krakeleespuren auf, die auch als Lebenslinien bzw. Blattnerven gesehen werden können. Die Vase (wenn sie als solche genutzt und nicht als Objekt betrachtet wird ) schenkt der abgeschnittenen Pflanze durch das Wasser neue Energie, auf der anderen Seite spendet die Pflanze Energie durch ihren Verzehr von Mensch und Tier und der Produktion von Sauerstoff.

Durch die gleiche Herkunft und Philosophie (Zen-Buddhismus) harmoniert diese Vase, hergestellt in der Rakutechnik (ursprünglich ein altes japanisches Brennverfahren) sehr gut mit der Technik des Ikebana. 

Im Gewitter der Rosen, Ingeborg Bachmann

Wohin wir uns auch wenden im Gewitter der Rosen 

ist die Nacht von Dornen erfüllt

und der Donner des Laubs

der so leise war in den Büschen

folgt uns jetzt auf dem Fuß.